Die Europäische Zentralbank prüft die Einführung einer eigenen Digitalwährung.
Welche Vorteile haben die Bürgerinnen und Bürger?
Die EZB hat für dieses Großprojekt eine Arbeitsgruppe mit den Zentralbanken der Schweiz, Schweden, Großbritannien und Kanada sowie der Bank für internationalen Zahlungsausgleich ins Leben gerufen.
Der ehemalige EZB-Präsident Mario Draghi hat die Einführung eines zentralbankgestützten Kryptogeldes klar verneint. Der Strategiewechsel unter seiner Nachfolgerin Christine Lagarde erfolgt in einer Zeit, in der Konzerne wie Facebook aber auch der chinesische Staat die Möglichkeiten virtueller Geldschöpfung ausloten. Eine Einführung über die EZB käme daher keinen Tag zu früh.
Risiken für die Banken
In der Bewertung der Chancen und Risiken einer Central-Bank-Issued Digital Currency (CBDC) haben sich die Banken zuerst zu Wort gemeldet. Sie sorgen sich, dass die Bürgerinnen und Bürger ihr Geld von klassischen Girokontos mit deren Null- oder Strafzinsen abziehen könnten, um es günstiger bei der EZB anzulegen. In der Tat würde die Geldvermehrung durch eine zusätzliche Spielvariante stärker in den originären Gestaltungsbereich der EZB rücken; vorausgesetzt, dass hierfür ein entsprechender Rechtsrahmen geschaffen wird. Das Worst Case Szenario der Banken erscheint jedoch unbegründet; es gibt bereits Überlegungen, dass das Parken von digital umgetauschten Euros auf Konten der EZB ab einem Betrag von etwa 3.000 Euro mit einem Strafzins versehen werden soll.
Chancen für die Bürgerinnen und Bürger
Worin könnte aber Mehrwert einer Digitalwährung für jeden einzelnen von uns liegen? Die Banken verfügen bereits jetzt über ausreichende Geldmengen. Risikoaspekte verhindern jedoch immer wieder, dass die Gelder nicht an kreditsuchende Privatpersonen und Unternehmen ausgezahlt werden. Mit der Einführung einer zentralbankgestützten Zweitwährung neben dem analogen Euro könnte diese Zielgruppe über ein eigenes EZB-Bankkonto verfügen. Statt aber nur Euro in „EU-Bit“ umzutauschen, sollte die EZB überlegen, wie sie ihre digitale Geldschöpfungsmöglichkeit als aktives Finanzinstrument nutzen kann. So könnten gerade während der Coronakrise alle Bürgerinnen und Bürger der EU ein „virtuelles Begrüßungsgeld“ erhalten. Dieses virtuelle Startgeld könnte als erste finanzielle Hilfe aber auch für wichtige Impulse zur Erholung der Wirtschaft genutzt werden.
Stellt die EU-Kommission den nationalen Notstand für ein Mitgliedsland oder eine Region fest, könnten darüber hinaus weitere Hilfsgelder im Sinne eines „Helikoptergeldes“ unbürokratisch auf die neuen EZB-Konten eingezahlt werden.
Denkbar wäre zudem, dass Personen und Unternehmen, die sich für die Gemeinschaft oder z.B. bei Klima- und Flüchtlingsprojekten besonders engagiert haben, nach einem transparenten Bonussystem zusätzliche Coins erhalten.
Sichtbarer Mehrwert der EZB für jeden einzelnen von uns
Wie immer auch die Funktionen eines Kryptogeldes am Ende des Tages aussehen werden, entscheidend ist, dass dieses Projekt keine zusätzliche Spielwiese für Devisenspekulanten werden darf. Spekulationserträge sollten direkt besteuert und an Brüssel abgeführt werden. Stattdessen hat die EZB die historische Chance, ihren persönlichen Mehrwert für Europa direkt erlebbar zu machen. Dieses Momentum gilt es zu nutzen.



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